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Einseitig zweiseitig

Wir Menschen sind wohl die einzige Spezies dieses Planeten, die sich offensichtlich und ernsthaft Gedanken um ihre Psyche macht. Das allein wäre ja noch kein Problem, ganz im Gegenteil. Doch es existiert ein Dilemma: Wir sind keine reinen Ätherwesen, wir besitzen einen Körper. Dieser hat Bedürfnisse. Ach ja, auch unser Geist hat Bedürfnisse. Und die sind nicht immer unter einen Hut zu bringen, wie es scheint.

Seit Jahrtausenden zerbrechen sich Gelehrte den Kopf darüber, ob die menschliche Spezies ihrer leiblichen oder doch eher ihrer geistigen Seite verpflichtet sei.  Das hat bei den Anhänger*innen mancher philosophischen oder religiösen Strömungen bis zu einer radikalen Vernachlässigung der physischen Aspekte der menschlichen Existenz geführt.

Noch deutlich weiter verbreitet ist - und war schon immer - die Negation des eigenen Intellekts, das primäre Stillen der körperlichen Bedürfnisse ohne ernsthafte Bemühungen um geistige Weiterentwicklung.

Wie schon weiter oben erwähnt: Die Menschheit steckt (nicht erst seit gestern) in einem Dilemma.

Wie die geneigte Leserin und der geneigte Leser allerdings schon auf der Startseite dieser meiner Webpräsenz nachlesen können, bin natürlich auch ich ein Zerrissener. Einerseits nenne ich einen neugierigen und - so denke ich - wachen Geist mein Eigen, anderseits verspüre ich den dringenden Wunsch, mein Leben so zu gestalten, dass auch meiner Körperlichkeit Rechnung getragen wird.

So. Und nun?

 

Was davon ist zu bevorzugen? Hat sich die Natur/Gott (nicht ins eigene Weltbild Passendes bitte streichen) Jahrmillionen lang Mühe gegeben, den Menschen als angeblich vernunftbegabtes Wesen zu etablieren, nur um das genial ausgetüftelte Vehikel namens Körper, das dem Intellekt Heimstatt gibt, hintanstehen zu lassen?

Wer sich näher mit unserer Spezies befasst, stellt unweigerlich fest, dass sowohl Körper als auch Geist Wunderwerke sind.

Welchem gibt man den Vorzug?

Oder anders gefragt: Welches lässt man vergammeln?

Für mich persönlich ist sonnenklar: Keines von beiden hat es verdient, stiefmütterlich behandelt zu werden.

Kreativität, Forscherdrang, Lust an Schönheit oder philosophisches Denken stehen der Befriedigung, einen hohen Berg bestiegen zu haben, dem Spaß an einem Ballspiel, dem Nervenkitzel bei der Überwindung von Hindernissen oder der Freude daran, schon wieder stärker, schneller, ausdauernder oder beweglicher geworden zu sein, in nichts nach.

Für mich ist es undenkbar, eine der beiden Seiten zu vernachlässigen. Mein ganz persönliches Glück besteht darin, nicht nur mein tägliches (Vollkorn-)Brot mit kreativen Tätigkeiten verdienen zu dürfen, sondern auch das eine oder andere schöpferische Hobby zu haben. Genau besehen überschneiden sich diese beiden Bereiche allerdings. Darüber hinaus werde ich sogar dafür bezahlt, meine Neugier zu befriedigen und die gewonnenen Erkenntnisse weiterzugeben. Dem geistigen Teil meiner Existenz kommt ziemlich viel Aufmerksamkeit zu. Das möchte ich auf keinen Fall missen.

Doch an all dem hätte ich keine Freude, müsste ich mich mit dem Problem herumschlagen, dass mein Körper nicht bereit für das wäre, was von ihm verlangt wird. Somit ist der Gesundheitsaspekt sportlicher Betätigung ein wichtiger, natürlich. Fitness bedeutet ja nichts anderes, als für Anforderungen gewappnet, passend vorbereitet zu sein. Aus diesem Grunde nehme ich mir täglich die Zeit für richtige Bewegung. Es ist garantiert keine verlorene. Zur Nachahmung durchaus empfohlen. Falls die/der geneigte Leser*in aufgrund eines scheinbar randvoll gefüllten Terminkalenders nun zu einem "Ja, aber..." ansetzen möchte, empfehle ich die Lektüre dieses Blogbeitrags.

Wahrscheinlich hat man es bereits zwischen den Zeilen lesen können: Ich bevorzuge keine Seite der menschlichen Existenz. Geist und Körper sind für mich vollkommen gleichwertig.

Ja, ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass zwischen ihnen deutliche Synergien existieren.

Körperliche Aktivität macht mich merklich wacher und kreativer. Wenn ich lange mit geistiger Arbeit beschäftigt bin und die Konzentration nachlässt, hilft oft ein wenig Bewegung, wieder mit voller Aufmerksamkeit weiterzuarbeiten. Ob ich hierfür eine kleine Laufrunde einlege, ein bisschen Holz hacke oder Eigengewichts-Kraftübungen mache, ist ziemlich nebensächlich.

Andererseits motiviert mich Neugier immer wieder, meine Bequemlichkeit zu überwinden und körperliche Grenzen zu verschieben. Schaffe ich es, in 24 Stunden Wien zu umrunden? Wie ist es in fast gefrorenem Wasser zu schwimmen? Welche Hindernisse kann ich gerade noch überwinden?

Langer Schreibe kurzer Sinn:

Wir Menschen sind nicht entweder Geistes- oder Körperwesen - wir sind beides. Und beides ist untrennbar miteinander verbunden. Künstlerische Betätigung lindert körperliche Beschwerden, die richtige psychische Vorbereitung erhöht Wettkampfleistungen. Diese und andere Beispiele belegen, dass Psyche und Physis nur zwei Seiten derselben Medaille sind.

Zwar mag es einseitig sein, immer wieder dasselbe Thema ins Scheinwerferlicht der vorliegenden Website zu zerren, aber mit diesem Vorwurf kann ich gut leben. Ich bin nämlich zutiefst überzeugt, dass dies das Geheimnis einer hohen Lebensqualität ist. Mit Geld kann man sich letztlich weder Intelligenz noch Gesundheit erkaufen. Hat man aber in jenen Bereichen eine halbwegs durchschnittliche Ausgangsbasis, so kann man sich - durch Arbeit an beiden Seiten der oben genannten Medaille - ein besseres Leben schaffen als viele Zeitgenoss*innen, die eine davon vernachlässigen.

Ein weit verbreiteter Fehler, der oft zu spät erkannt wird.

Da bin ich lieber überzeugt einseitig zweiseitig.