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Body & Soul

Foto: Stephanie Cech
Foto: Stephanie Cech

Ich habe es bereits vor einem halben Jahr in einem Blogbeitrag auf dieser Seite erwähnt: Will man sich etwas Gutes tun, dann sollte man ruhig die eine oder andere wettertechnische Unbill in Kauf nehmen. Welche Vorteile das genau hat, habe ich damals in aller Ausführlichkeit dargelegt. Es stärkt einen körperlich wie geistig, man entwickelt sich vom ängstlichen Hascherl zum Pfeifdrauf, vom schnell verschnupften Wohlstandskrüppel zum widerstandsfähigen Naturburschen (oder wahlweise -mädel), vom koordinativen Analphabeten zum ausbalancierten Offroader. Viele Vorteile, wie unschwer zu erkennen ist.

 

Dass das Ignorieren von Wetterkapriolen allerdings auch optische Vorteile bringen kann, weiß jeder, der sich bei suboptimalen Bedingungen an die frische Luft wagt. Und mit "optischen Vorteilen" ist nicht primär das eigene Aussehen gemeint - das ist in Regenbekleidung oder im Begossener-Pudel-Look selten sehr erbaulich -, sondern die schlechtwetterbedingte Schönheit der Umgebung.

Ja, so etwas gibt es. Allerdings braucht man auch den Blick dafür. Man muss auf den Boden schauen, wie das beigefügte Foto einer Bekannten aus Salzburg beweist. Oder man muss den Kopf heben und die abstrakte Wolkenkunst beachten, die ein launischer Wettergott nach einem Regenguss an den Himmel malt, so wie das die anderen Bilder auf dieser Seite dokumentieren.

Doch vorerst zu deren Entstehungsgeschichte.

Vergangenes Wochenende wurde gegrillt. Vielleicht nicht weltweit, aber auf alle Fälle bei mir. Um die Zeitspanne zwischen Mittagsgrillerei und Abendgrillerei zumindest ein bisschen aktiver zu überbrücken, beschlossen meine Gäste und ich, eine Runde ums Haus zu spazieren. Das Wetter hatte ein wenig von einem Überraschungsei, wenn man der Wetter-App meines Vertrauens denn wirklich vertrauen durfte, aber wie heißt es so schön? - No risk, no fun.

Dies sollte sich bewahrheiten.

 

Geplant war, meine kürzeste Laufrunde zu gehen. Diese ist etwa fünf Kilometer lang, wird von mir also in rund einer halben Stunde gejoggt, als Spaziergang sollte sie etwa die doppelte Zeit in Anspruch nehmen.

Langer Rede kurzer Sinn: nach etwa zehn Minuten regnete es. Nein, es schüttete. Weltuntergang en miniature.

Innerhalb weniger Augenblicke waren wir alle klitschnass. Besonders ich, der ich natürlich auf so etwas Lächerliches wie eine Regenjacke verzichtet hatte. Vajkscher Wet-T-Shirt-Contest sozusagen. Die Damen fanden es witzig.

Nach kurzem Kopfeinziehen war das kühle Nass von oben aber kein Grund mehr, sich zu grämen. Oder rustikaler ausgedrückt: Jetzt war es eh schon wurscht. Spätestens mit vollkommener Durchweichung der Unterhosen war die gute Stimmung wieder komplett hergestellt und es wurde ein wirklich lustiger Spaziergang mit viel Gelächter und kindlichem Lackenstapfen.

So legten wir noch etwa zwei Kilometer zurück, bis die Sonne sich langsam wieder hervorwagte. Bis dahin jedoch schoben sich pittoreske Wolkenmassen über den Himmel, Zuckerwatte aus den Albträumen eines plötzlich depressiv gewordenen Willy Wonka.

Der Infrarotanteil der ersten Sonnenstrahlen wurde von meinem Körper mit einem wohligen Gefühl begrüßt, ein Regenbogen über den nassen Wiesen geleitete uns ein Stück und bald waren wir wieder zu Hause angekommen. Nass, aber entspannt - und voller Bilder, die man bei reinem Schönwetter so nicht in den Kopf bekommt.

 

Seine Sinne auf einem einzigen Spaziergang so umfassend zu nutzen, die Welt so intensiv wahrzunehmen und wieder ins Kindliche abzurutschen, regte den Appetit an. Nach kollektivem Trockenlegen konnte der Grill also guten Gewissens erneut angeheizt werden.

Manchmal sind es die ungeplanten Erlebnisse, die einem bewusst machen, dass man einen Körper hat, der von der Seele nicht zu trennen ist.