Ja, ich habe es wieder getan. Ich habe auch 2021 an einem Spartan Race teilgenommen. Was das ist, habe ich an anderer Stelle schon dargelegt. Allen Leserinnen und Lesern, die mit diesem Begriff
nichts anfangen können, lege ich vorab die Lektüre dieses Blogartikels ans Herz.
An nicht wenigen Stellen der vorliegenden Website habe ich bereits über das Motivationsproblem mancher - nein, vieler - Mitmenschen geschrieben, wenn es um körperliches Training geht. An
anderen Stellen auch über eines meiner sportlichen Steckenpferde: die Teilnahme an den Hindernisrennen der Spartan Race-Serie.
Dabei habe ich zwar erwähnt, dass ich mich nicht selbst zum (quasi-)täglichen Training überwinden muss, da dieses für mich seit langer Zeit ein ganz gewöhnlicher Teil des Alltags ist, aber aus vielen Gesprächen weiß ich, dass nicht alle Menschen in meiner Umgebung das ebenso sehen.
Somit halte ich die Überlegungen, die Joe De Sena, einer der beiden Spartan Race-Erfinder, zu dieser Problematik des Nicht-gut-motivieren-Könnens anstellt, für durchaus interessant.
Welche das sind? Bitteschön, sie werden (aufgelockert durch Impressionen vom vergangenen Rennen) hiermit dargelegt. Und vielleicht helfen sie ja auch dem einen oder anderen der hier Lesenden weiter. Das würde mich freuen.
Joe De Sena geht davon aus, dass es vielen Leuten schwerfällt, fit zu werden, bevor sie sich nicht verpflichtet haben, eine Herausforderung zu bestehen. Im Hinblick auf seine Veranstaltung nennt
er das auf Englisch das "Spartan Paradox":
Man müsse erst verbindlich etwas zusagen - und das zwinge einen dazu, die Arbeit zu leisten, die dazu nötig ist, diese Aufgabe zu bestehen. Mit jenem "Trick" habe er es schon geschafft, Millionen
von Menschen von der Couch hoch und ins Training zu bringen. Immerhin hätten sie ein Datum auf dem Kalender - das Datum des Rennens, das sie bestehen wollen.
Er hält es für notwendig, sich selbst einen Zeitpunkt zu setzen, um ernsthaft mit dem Training loszulegen und diszipliniert vorzugehen. Falls nicht, wäre das Rennen alles andere als lustig.
Natürlich könnte man kneifen und nicht zur Veranstaltung erscheinen, doch dann würde einen das schlechte Gewissen drücken und man würde es sicher das nächste Mal angehen wollen.
Also warum nicht gleich?
Joe De Sena meint, dass die meisten Leute sagen, sie müssten erst in Form kommen, sie müssten erst beginnen, sich gesund zu ernähren, sie müssten erst ihren
Lebensstil umstellen - dann könnten sie sich für ein Spartan Race anmelden. Und genau das hält er für komplett falsch:
Man würde das Notwendige nur aufschieben oder sogar gar nicht angehen. Ja, man würde sich selbst viel erzählen können. Doch wie man weiß, funktionieren Neujahrsvorsätze
bekanntlich selten. Auch eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio allein ist oftmals kein taugliches Mittel, konsequent an sich zu arbeiten.
Das einzige, was seiner Meinung nach wirklich funktioniert, ist ein Datum vor der Nase, an dem man etwas Herausforderndes schaffen muss.
Als Erfolgsrezept sieht er also folgende einfache Reihenfolge:
1. Ein Datum festlegen.
2. Sich zwingen, täglich klare, eventuell harte Entscheidungen zu treffen, um am festgelegten Termin bereit für die selbstgewählte Herausforderung zu sein.
3. Sich der Aufgabe tatsächlich stellen.
Das ist kurz, bündig, unbequem, aber effektiv.
Vor allem jedoch ist Joe De Sena auch der Meinung, dass jene Vorgehensweise ebenso in anderen Bereichen funktioniert, nicht nur im Sport.
Und meine Meinung dazu?
Ich glaube, dass diese Vorgehensweise tatsächlich für viele Leute funktioniert. Zumindest für solche, die den Ehrgeiz haben, gesteckte Ziele auch wirklich zu erreichen. Für Menschen, die eher nach dem Motto "Na, schauen wir mal, ob das was wird!" durchs Leben gehen, werden Joe De Senas Überlegungen nichts bringen.
Nicht jeder tickt gleich. Glücklicherweise. So gibt es letzten Endes mit Sicherheit verschiedene Wege, die zum selben Ziel führen.
Ich für meinen Teil benötige die Art von Motivation nicht, die hier vorgeschlagen wird, weil ich sportlich einfach ein Gewohnheitstier bin, das aufgrund seines selbstgewählten Lebensstils das ganze Jahr über leistungsfähig ist.
Eigentlich langweilig.
Dass Mr. De Sena letzten Endes natürlich auch bestrebt ist, seine Veranstaltungen gut zu vermarkten, sei bei all dem nicht in Abrede gestellt. Aber warum soll eine Sache, die Menschen dazu anhält, eine gesündere Lebensweise zu pflegen, nicht auch profitabel sein? Das wäre doch lediglich eine klassische Win-Win-Situation.
Vor allem darf man dabei noch etwas auf keinen Fall vergessen:
So ein Spartan Race ist de facto nichts anderes als ein riesiger Spielplatz für Erwachsene - und macht dementsprechend auch verdammt viel Spaß.
Das ist doch auch schon was.