Es waren Wochen - eigentlich Monate - in denen aufgrund der Covid-19-Pandemie vieles anders war als gewohnt: Die Fitnesscenter hatten geschlossen, es war ein Gebot der Stunde, das Gesundheitssystem nicht unnötig in Anspruch zu nehmen, und das Motto "Schau auf dich, bleib zu Hause!" war allgegenwärtig.
Aus diesem Grund wurden auch meine Fahrräder so gut wie nicht beachtet. Außer der einen oder anderen kleinen Fahrt zur Post in den Nachbarort oder zum Einkaufen in die mit zehn Kilometern Entfernung recht nahe gelegene Bezirkshauptstadt blieben sie etwas vernachlässigt in der Garage.
Am 1.6.2020 startete ich allerdings wieder mit dem Krafttraining im Studio. Einige Wochen hatte ich mit Eigengewichtsübungen daran gearbeitet, meine Kondition so weit wie möglich aufrechtzuerhalten (ich habe berichtet) und die Zeit auch dazu genutzt, neue Laufrouten zu erforschen. Keine sportlich verschwendeten Wochen also - doch langfristig möchte ich das Training mit den Gewichten nicht missen.
Nach der ersten altgewohnten Trainingswoche war es also auch höchste Zeit, wieder das Mountainbike zu reaktivieren und mit zwei Vereinskollegen der Bike-Fit Union Waldviertel das Radparadies im Naturpark "Tschechisches Kanada" unter die Reifen zu nehmen.
Trotz angekündigter Gewitter hielt das Wetter während der gesamten etwa vierstündigen Tour und wir kamen durchaus weit herum. Okay, eine kleine Pause im extrem gemütlichen Gastgarten eines urigen Wirtshauses inklusive tschechischem Bier musste auch sein. Brauen können sie, die Nachbarn, das muss man ihnen lassen - und wenn man bereits etwa 35 Kilometer in den Radlwadln hat, hat man sich auch eine kleine Stärkung verdient. Doch auch die Höhenmeter und die letztendliche Gesamtkilometeranzahl der Ausfahrt waren beachtlich - ebenso wie die in der Folge zu spürenden Druckstellen an meinem Allerwertesten. Immerhin war dies die erste nennenswerte Ausfahrt des Jahres gewesen.
Das Fazit dieser Woche voller neuer alter Freiheiten war: Wir sollte höher schätzen, was wir haben. Genießen wir all den kleinen Luxus wie die Benützung der Sportstätten oder die Bewegungsfreiheit diesseits und jenseits von Staatsgrenzen. Gehen wir vor die Tür, arbeiten wir an uns und unseren Fähigkeiten und Fertigkeiten - auch gemeinsam mit Gleichgesinnten. Kontemplatives Training ganz für sich alleine hat seine Qualitäten und seinen Platz im sportlichen Gesamtkonzept, keine Frage. Doch die Möglichkeit, gemeinsames Erleben und Training unter einen Hut zu bringen, ist etwas ganz Besonderes, das man wahrscheinlich wirklich erst dann wieder richtig zu schätzen weiß, wenn man eine Zeit lang gezwungen war, darauf zu verzichten.
Und ganz ehrlich: Ist es nicht etwas Wunderbares, sich durch Bewegung nicht nur eine solide Basis für seine Gesundheit zu erarbeiten, sondern darüber hinaus auch wunderbare Landschaften zu er-fahren?