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Laufen wie ein Kind

Fahrtspiel – ein merkwürdiges Wort.

Die meisten Läufer wissen mehr oder minder, worum es sich dabei handelt. Doch nur wenige wissen um die Entstehung dieser Trainingsform Bescheid, nehme ich einmal ganz unverschämt an.

Diesem geradezu unhaltbaren Zustand möchte ich hiermit ein Ende bereiten:

Geprägt hat den Begriff Gösta Holmér, selbst einst erfolgreicher Mehrkämpfer, später über dreißig Jahre lang (von den 1920er bis in die 1950er Jahre hinein) Cheftrainer des schwedischen Leichtathletikverbands. Das von ihm erfundene schwedische Wort „Fartlek“ wird am ehesten mit „Fahrtspiel“ oder „Tempospiel“ übersetzt und das drückt seine Grundidee auch ganz gut aus.

Würde man nämlich verschiedene Trainingsformen wie Intervalltraining, Sprints oder Wiederholungsläufe in einen imaginären Topf werfen und umrühren, dann käme Fahrtspiel heraus, eine Trainingsform, die für Laufanfänger genauso sinnvoll sein kann wie für Profis.

Doch wie muss man sich das nun konkret vorstellen?

Prinzipiell besteht ein Fahrtspiel-Training aus schnellen, mittelschnellen und langsamen Laufabschnitten. Man sucht sich also einen Punkt in der Landschaft, etwa einen Busch, einen Laternenpfahl, eine Hausecke oder was auch immer sich gerade anbietet. Dorthin sprintet man dann beispielsweise und joggt anschließend gemütlich weiter, bis man sich wieder halbwegs erholt hat. Anschließend sucht man sich ein weiteres Ziel, zu welchem man in höherer oder niedriger Geschwindigkeit, mit größeren oder kleineren Schritten, läuft. Distanz und Tempo bleiben dabei der Sportlerin oder dem Sportler selbst überlassen. Das Wichtigste ist allerdings, auf seinen Körper zu hören. So kann das Fahrtspiel-Training zur leichtesten oder zur härtesten Trainingseinheit der Woche werden – je nachdem, was man sich am betreffenden Tag zumuten kann und möchte.

Der große Vorteil des Fahrtspiels ist meiner Meinung nach die spielerische Komponente, die es der Läuferin oder dem Läufer ermöglicht, Tempotraining in einer Form durchzuführen, die als nicht besonders belastend empfunden wird. Es ist ein Zurückgehen auf kindliche Bewegungsmuster, ein Training, das sich der natürlichen Umgebung anpasst, das aber eben durch diese Abwechslung auch auf eventuelle Wettkampfsituationen vorbereitet, in denen man sich gegen andere zum Beispiel einmal beim Sprinten, ein andermal beim konstanten Bezwingen einer Steigung behaupten muss. Unsere Umgebung ist nicht so gleichförmig wie eine Laufbahn – und wer vielleicht  im Gelände unterwegs ist, muss sich noch mehr als jede Straßenläuferin oder jeder Straßenläufer den natürlichen Gegebenheiten anpassen.

Genau das noch einmal bewusst in Form des Fahrtspiels zu trainieren, kann einen läuferisch ganz sicher in kurzer Zeit ein großes Stück voranbringen.

Und letzten Endes macht es einfach Spaß. Wirklich.

Einfach mal ausprobieren!