Urlauber, die heutzutage einen Ausflug in die Blockheide bei Gmünd unternehmen – und an schönen Tagen sind das nicht gerade wenige –, tun dies meist der gigantischen, teils bizarr geformten Steinblöcke wegen, denen dieses Gebiet seinen Namen verdankt. Der Granit, den man heute von Mutter Natur fotogen drapiert an exponierten Stellen bewundern kann, lag ursprünglich tief unter der Erde. Er gehörte zum Fundament des ehemaligen „Variszischen Gebirges“, eines urzeitlichen Gebirgsstocks, dessen Höhe etwa mit der des heutigen Himalajamassivs vergleichbar war. Nach dessen Verschwinden wurden (vor allem auf Kuppen) durch Erosion regelrechte Blockburgen freigelegt, die heute nicht nur malerisch aussehen, sondern für viele Kinder ein Klettereldorado darstellen.
In den Senken begünstigte die hohe Wasserspeicherkapazität des Materials die Bildung von Mooren und die Anlage von Teichen, die heute noch einerseits Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten bieten, andererseits aber auch hervorragende Dienste als weitere pittoreske Fotokulissen leisten. Manche von ihnen sind durch Grundwassereinbruch in ehemalige Steinbrüche oder als "Himmelteiche" (die ausschließlich von Regenwasser gespeist werden) entstanden.
Durch die sogenannte "Wollsackverwitterung" entstanden die tatsächlich beeindruckenden, teilweise regelrecht bizarren Felsformationen, die typisch für die Böhmische Masse, zu der das Waldviertel ja gehört, sind. Ganz besondere Berühmtheit haben jene Steine erlangt, die Wind und Wetter so abgerundet haben, dass sie nur mehr an einer kleinen Stelle am Felsuntergrund aufliegen: die Wackelsteine, derer es hierorts gleich mehrere gibt. Dass aber auch diese monumentalen Gebilde (selbst aus unserer beschränkt-menschlichen Sicht) nicht hundertprozentig berechenbar sind, zeigt das Beispiel eines etwa 24 Tonnen schweren Wackelsteins bei Groß Gerungs, der 2011 von seiner Auflage abrutschte und zerbrach. Geologisch gesehen eigentlich ein nur natürlicher Vorgang, der aber durch die Seltenheit seiner Beobachtbarkeit durchaus Aufsehen erregte.
In den letzten Jahrzehnten wurden bereits eine Menge jener granitenen Restlinge gesprengt, vor allem deswegen, weil sie der Landwirtschaft hinderlich waren. Diese Bereinigung der Ackerflächen ist eine rechtlich problematische Grauzone, die vor allem deswegen näher begutachtet werden sollte, weil viele Bauern im nördlichen Waldviertel Förderungen für naturnahe Landwirtschaft erhalten. Diese Natur aber aus Profitgründen und zur Vereinfachung der Produktionsbedingungen ihrer typischen Ausformungen – auch wenn dies auf Privatgrund geschieht – zu berauben, stellt sich mir persönlich bis zu einem gewissen Grad als Widerspruch dar, der zukünftig sicher nach einer klaren gesetzlichen Regelung verlangt. Falls sich diesbezüglich etwas getan haben sollte, ist der Verfasser der vorliegenden Zeilen allerdings dankbar über jede Berichtigung seiner Worte.
Schon vor vielen Jahren erkannte man die Besonderheit der Blockheide und erschloss diese dem Tourismus immer mehr, stellte sie aber auch unter Naturschutz, womit logischerweise die Bewirtschaftung des Gebietes durch die ortsansässigen Bauern erschwert oder sogar ganz verhindert wurde.
Momentan wird nur mehr knapp mehr als ein Drittel des über 100 Hektar großen Naturparks bewirtschaftet. Durch das Brachliegen dieser ungenutzten Flächen holt sich der Wald die ehemaligen Heidegebiete langsam, aber stetig zurück, sodass man heute eher vom "Blockwald" als von der "Blockheide" sprechen müsste.
So drohen immer größere Anteile der Trockenrasenflächen und der Heidereste – derentwegen diese Landschaft einstmals zum Schutzgebiet erhoben wurde – unwiederbringlich unter Bäumen wie Fichten, Birken oder Pappeln zu verschwinden.
Hier ist also der gar nicht so seltene Fall eingetreten, dass man zwar der Meinung gewesen ist, im Sinne des Umweltschutzes richtig zu handeln, manche Konsequenzen dann aber doch vielleicht nicht in vollem Umfang vorhergesehen hat – was mittlerweile Arbeit und Geld kostet, da hier im Naturschutzgebiet ein steter Kampf gegen die Natur geführt werden müsste. Zustande kam ein auf den ersten Blick ökologischer Schildbürgerstreich, der statt Bewahrung schleichende Transformation einer Landschaft nach sich zieht, die somit ihren Namen eben nicht mehr wirklich verdient - so schön sie auch durch den mittlerweile existenten Baumbestand sein mag.